Das war das Highfield Festival 2015

Wir schreiben das Wochenende vom 14. bis zum 16. August. Auf der einen Seite Großpösna, irgendwo bei Leipzig. Ein beschaulicher 5000-Seelen-Ort mit ziemlich guter Aussicht auf den Störmthaler See. Auf der anderen Seite Acts wie The Offspring, Broilers, Marteria, Alligatoah, K.I.Z., The Subways und Irie Révoltés. Fügen wir jetzt beide zusammen und nehmen noch 25.000 euphorische Menschen in Partystimmung dazu, erhalten wir was? Die Grundlage für eines der Festivals des Sommers. Bands, die sagen, sie wollen jedes Jahr genau dort spielen. Securities, die mitklatschen. Besucher ganz ohne Stress, im harmonischen Miteinander und bei jedem Künstler mit vollem Elan dabei. Das und noch viel mehr war das Highfield Festival 2015.

Die Aussicht auf den Störmthaler See. (Photo: Festivalrocker)
Die Aussicht auf den Störmthaler See. (Photo: Festivalrocker)

Sollte man das Wetter buchen können, hat das Highfield es gemacht. Durchschnittliche 30 Grad und Sonnenschein gaben die Rahmenbedingungen, bei denen man sich gerne ins kühle Nass des Störmthaler Sees stürzte. Auch mit sehr kurzen Wegen zwischen den Bühnen überzeugt das Festival, der Wechsel ist in unter fünf Minuten zu schaffen. Da kann man schon mal Chapeau sagen. Und auch wenn noch ein Abstecher zum Getränkestand dazwischenkommt, Gedränge und Hektik gibt’s beim Highfield nicht. Stundenlanges Warten und Festhalten an der ersten Reihe? Braucht man nicht. Eher wundert man sich kurz vor den Auftritten noch, wieso es denn so leer vor der Bühne ist. Steht der Künstler dann auf der Bühne, löst sich die Frage in Luft auf: spätestens dann stehen alle Fans bereit. Entspannt und gut gelaunt, am Free Hugs oder auch mal Küsschen verteilen, für ein Pläuschchen offen: das ist die Crowd des Highfields.

Sommer, Sonne, Festival. Wie finden wir das? (Photo: Festivalrocker)
Sommer, Sonne, Festival. Wie finden wir das? (Photo: Festivalrocker)

Wer jetzt Angst bekommt, dass das der Stimmung während der Auftritte einen Dämpfer gibt: Fehlanzeige. Wir können ehrlich sagen, dass wir selten so viele Moshpits gesehen haben wie bei dem Highfield. Auch wenn gerade eine Indie-Band wie The Wombats auf der Bühne stand, Pogen ging immer. Ohne Aufforderung versteht sich. Fäuste in der Luft, springende Menschen oder auch mal eine fast komplett sitzende Festival-Crowd: Klagen über das Publikum sind hier fehl am Platz.

Alle einmal hinsetzen bitte. (Photo: Festivalrocker)
Alle einmal hinsetzen bitte. (Photo: Festivalrocker)

Das sahen auch Danko Jones so und konnten nicht genug bekommen von den Fangesängen, die schlicht und einfach aus dem Bandnamen bestanden. Sänger Danko hatte damit seinen Lieblingssong gefunden und punktete gleich doppelt, als er sagte, er hätte Lust jedes Jahr auf dem Highfield zu spielen. Etwas zurückgeben tun die Bands mit ihren Auftritten sowieso, aber manchmal tun sie auch mehr. So zum Beispiel ZSK, die einen Fan biertrinkend auf einer aufblasbaren Couch crowdsurfen ließen. Verspielter ging es im wahrsten Sinne des Wortes bei den 257ers zu, die kurzerhand einen Spielplatz als Bühnenbild dabei hatten und nebenbei den Abend auf der Blue Stage im Zeichen des deutschen Hip-Hops einleiteten. Prinz Pi folgte und brachte das Publikum „auf den richtigen Weg.“ Auch wenn die Crowd ihre Kräfte eher für die folgenden Acts sparte, gab es spätestens bei „Gib dem Affen Zucker“ kein Halten mehr. Wer hier höher gesprungen ist? Prinz Pi oder die Fans? Man weiß es nicht.

Photo: Festivalrocker
Photo: Festivalrocker

Eine Show spielen kann man auf zwei Arten interpretieren. Das hat auch Alligatoah gemacht, als er als römischer Feldherr gekleidet auf die Bühne kam. Wieso das Ganze? Können wir euch leider nach „Amnesie“ nicht mehr sagen. Mit Überleitungen kann’s aber auch Alligatoah selber sehr gut. Die ständig präsenten Moshpits kommentierte er damit, dass sie ihn an Suppentöpfe erinnern würden, was super passte, da er ja auch noch den Song „Es ist noch Suppe da“ in petto hatte. Das Highlight der Show: sein Hit „Willst du.“ Eine ganze Crowd, die singt „Willst du mit mir Drogen nehmen?“ oder auch „Komm, wir geh’n zusammen den Bach runter“ – unbezahlbar.

Highfield Festival 2015
Mit guter Laune am Start. (Photos: Festivalrocker)

Das kann nur noch eins toppen. Die Band des Tages auf der Blue Stage, K.I.Z. Um mal die Songs mit den ungefährlichen Titeln zu nennen – „Hurra, die Welt geht unter“ und „Boom Boom Boom“ machen mehr als Laune, wenn sie von tausenden Menschen mitgesungen werden. Eine Wall Of Death, eine komplett sitzende Crowd, die auf Ansage hochspringt und bis in die letzten Reihen hinter dem zweiten Wellenbrecher springt. K.I.Z. wissen, wie sie die Massen begeistern und können tatsächlich auch höflich. „Highfield, darf ich dich duzen?“ – Wir bitten doch darum. Weiter ging es zum Headliner The Offspring und muss man dazu überhaupt noch etwas sagen? Wir denken nicht.

Entspannung gefällig? (Photo: Festivalrocker)
Entspannung gefällig? (Photo: Festivalrocker)

Der Sonntag stand im Zeichen der Abkühlung. Die Sonne verabschiedete sich, der Regen ließ noch auf sich warten – nach den heißen Tagen eine willkommende Abwechslung. Einige Besucher nutzten den Tag bereits zum Abreisen. Kurzzeitig überkam uns die Angst – wo gehen die denn alle hin? Vor den Bühnen verschwand diese aber schnell wieder, gut gefüllt wurden da The Subways erwartet. Für ihre Liveshows bekannt, machten sie ihrem Namen alle Ehre und heizten die pogenden Massen noch weiter an. Die Highlights der Show: „Rock’n’Roll Queen“ – mit dem üblichen deutschen Part „Du bist die Sonne, du bist die Einzige, ….“ – und „It’s A Party“ – denn das ist es auch, was es ist, das Highfield. Um richtig ‚Hallo‘ zu sagen, stürtzte sich Billy kurzerhand noch in die Menge und steckte mit seinem Grinsen alle an.

Crowdsurfing - ein Punkt auf der To-Do-Liste der Besucher. (Photo: Festivalrocker)
Crowdsurfing – ein Punkt auf der To-Do-Liste der Besucher. (Photo: Festivalrocker)

Bereits am Vortag zeigten die Besucher bei K.I.Z., dass sie Gesellschaftskritik gut finden. Nochmals unter Beweis gestellt wurde das beim Auftritt von Irie Révoltés. Bereits als die Band auf die Bühne kam, wurden „Alerta Alerta Antifascista“ – Rufe laut. Flaggen wurden gezückt, Pyros gezündet und die Message war klar. Platz für Sexismus, Transphobie, Homophobie oder Xenophobie gibt es hier nicht.

"Pyrotechnik ist kein Verbrechen." (Photo: Festivalrocker)
„Pyrotechnik ist kein Verbrechen.“ (Photo: Festivalrocker)

Passend zum melancholischen Sound von Interpol, der letzten Band auf der Blue Stage am Abend, öffnete der Himmel seine Schleusen. Regenscapes angezogen und weiter im Programm. Etwas ruhiger ging die Crowd die Show der New Yorker an, aber nicht abgeneigter. Highlights wie „Leif Erikson“, „PDA“ oder „Obstacle 2“ überzeugten auf voller Linie und später am Merch-Stand wurden die Interpol-Shirts knapp. Den Abschluss des Festivals bildeten die Broilers mit 20000 Menschen vor sich, schnellen Songs, starken Melodien und Feuerwerk. Als Feuerwerk kann man das Highfield Festival 2015 bezeichnen.

Wir sagen Danke und bis zum nächsten Mal, Highfield Festival! (Photo: Festivalrocker)
Wir sagen Danke und bis zum nächsten Mal, Highfield Festival! (Photo: Festivalrocker)

Auch im nächsten Jahr gibt es wieder Festivalpower am Störmthaler See. Das Highfield 2016 wird vom 19. – 21. August stattfinden. Der Vorverkauf der limiterten Wildcards für 99 Euro hat bereits begonnen. Tickets bekommt ihr auf der offiziellen Website.