Frank Turner: „Ich bin eher Kurt Cobain als Freddie Mercury“

Es ist Sonntag, 16.00 Uhr und Frank Turner ist müde: „Wir haben gestern zu viel Whiskey getrunken.“ Wenn der Brite nicht betont hätte, dass er quasi gerade aus dem Bett ist, würde man es dem sympathischen Dauerlächeln nicht anmerken.

Der Songwriter lebt ein Leben auf Tour. Seit sieben Jahren singt er sich mit einer stets wachsenden Fangemeinde von Auftritt zu Auftritt.

Frank, rückblickend aufs letzte Jahr, hast du ganz schön lange im Tourbus verbracht. Wie vertreibst du dir Zeit?

Schlafen in erster Linie! Sehr viel Schlafen! Ich lese gerne. Ich mag Bücher wie Catch 22. Und ich schreibe an einem eigenen Buch, meinen „Tour Diaries.“ Leider bin ich so schlecht darin, Dinge fertig zu stellen, wenn ich keine Deadlines habe. Wenn mir jemand sagen würde, das Buch muss bis Januar fertig sein, wäre das kein Problem. Aber so bleibt das einfach nur eine Sache von vielen. Die anderen Sachen wären in erster Linie viele Songs zu schreiben.

Das klingt nach einem neuen Album?

Ja, auf jeden Fall! Die Frage ist nur wann. Die Tour scheint endlos zu dauern. Nächsten Sommer wäre sicherlich ein guter Zeitpunkt ins Studio zu gehen. Andererseits werden im Sommer wieder Festivals sein. Mal schauen, ob es 2012 noch klappt…

Wie soll denn der Festivalsommer 2012 aussehen?

Ich werde 2012 versuchen einen bestimmten Monat für Festivals zu blocken, damit das nicht wieder auf den ganzen Sommer ausartet. Es gibt halt nur so viele tolle Festivals. Viele sind für mich wie ein zu Hause geworden. Ich kenn mich, sobald jemand anruft und fragt: „Hey könntest du nächsten Sommer spielen?“, sag ich doch „Ooookaaay, ich komm.“

2012 werden es nur ein, zwei Festival in UK und Deutschland, das war 2011 sehr viel. Dafür wollen wir gerne mal andere Länder spielen. In Österreich waren wir noch nie auf einem Festival. Das wird 2012 fix nachgeholt. Und Frankreich, Tschechien, Portugal, Spanien, Ungarn.

Und wann machst du eigentlich mal frei?

(Lacht) Gute Frage. Ich werde jetzt eine Woche frei haben. Dann gehe ich aber wieder ins Studio, mit meinem Nebenprojekt, meiner neuen Hardcore Band. Das werden richtig aggressive Songs. Ich glaub meiner Plattenfirma gefällt das Nebenprojekt nicht so sehr. Aber das ist die Musikrichtung, aus der ich herkomme und mit der ich aufgewachsen bin. An meiner Solokarriere ändert sich dadurch nichts. Es ist wirklich nur ein Nebenprojekt. Wir klingen so wie Converge. Nur ein bisschen härter. Das ist richtig „gefährliche“ Musik.

Im neuen Jahr steht auch Wembley auf dem Programm.. Welche Erwartungen hast du denn an Wembley?

Ich mach’s jetzt mal melodramatisch. Okay?

Okay.

Kurt Cobain hat gesagt, es gibt zwei Typen von Bühnenmenschen. Jene wie Freddie Mercury, die das Theatralische lieben und sich vom Publikum dafür feiern lassen. Und jene wie Cobain selbst, die einfach nur in der Musik verschwinden. Ich passe zwar in keins von beidem, aber ich bin dann doch eher Cobain als Mercury. Ich bin natürlich auch nervös. Aber ich weiß, in dem Moment wenn ich auf die Bühne gehe, werde ich sagen, „Come on. Let’s fuckin‘ do this!“ Und dann genieß ich das. Ich habe noch nie etwas in der Größenordnung gemacht.

Gibt es noch eine Frage zu deiner Musik, die dir noch niemand gestellt hat und die du immer schon beantworten wolltest?

(Lacht) Ich wurde tatsächlich schon quasi alles zu meinen Songs gefragt. Und das meistens viel zu oft. Aber was ich immer cool finde ist es wenn Leute mich auf die Wortspiele in meinen Texten ansprechen. Ich arbeite sehr gerne mit Wortwitzen. Und das mit sehr viel Liebe. Für dieses Album reicht es zwar, aber beim nächsten Album freue ich mich, wenn Leute die wieder herausarbeiten.

Abschließend: Vom alten zum neuen Jahr. Wie verbringst du Weihnachten und Silvester?

Ich fahre zu meiner Schwester nach Amerika. Ich sehe sie viel zu selten. Sie lebt in Colorado mit ihren Kindern und gerade an Weihnachten ist es schön die Zeit mit Familie zu verbringen und Kinder um sich zu haben. Von Silvester halte ich nicht so viel. Das hat so oft einen Hauch von Pseudo-Partymachen. Die meisten Neujahrswechsel habe ich bei eigenen Live-Konzerten verbracht. Aber ansonsten verbringe ich einfach einen schönen Abend mit Freunden: Auf der Couch sitzen, quatschen und Whiskey trinken.

Vielen Dank für das Interview!