Rock im Park 2016 – So war’s beim Festival

Wenn sich das Zeppelinfeld in eine eigene kleine Stadt verwandelt, sich zehntausende Menschen mit Sack und Pack rund um den Dutzendteich niederlassen, die Bahnen prall gefüllt sind und ein Duft von Grill und Bier in der Luft liegt, dann heißt es wieder Ausnahmezustand in Nürnberg, denn es ist Zeit für Rock im Park! In diesem Jahr zogen Künstler wie Black Sabbath, die Red Hot Chili Peppers, Volbeat, Billy Talent und Tenacious D fast 80.000 Besucher in das Herz Frankens. Friedlich und locker trotzen diese dem wechselhaften Wetter und feierten drei Tage Livemusik.

Ruhig und entspannt startete die Crowd mit den ersten Acts – Milliarden und Trümmer, die Rock im Park 2016 eröffneten. Während die einen noch am Campingplatz chillten, das erste kühle Bier genossen oder langsam mit einer Rundy Flunkyball aufdrehten, bezogen die hartgesottenen Fans bereits die ersten Reihen. Auch wenn immer wieder Stimmen laut werden, dass es doch „Rock im Park“ heiße und dann doch bitte auch Rock gespielt werden solle, so durfte sich die Parkstage am ersten Tag über einen Zulauf freuen, der diese Aussage in keinster Weise unterstützte. Feierlich erwartet wurden SDP, die vor allem durch Energie überzeugten. Springend und tanzend animierten die Berliner die Crowd und punkteten auf voller Linie. Dass da noch mehr geht, zeigte Alligatoah. Mehr Show und Selbstinszenierung machen den Rapper aus, normaler Bühnenbanner? Langweilig! Da macht der Herr Gatoah einen Heißluftballon draus, der ihn und seinen treuen Kumpanen Battleboi Basti tragen darf. Begleitet von Engeln kann bei der Reise um die Welt dann ja nichts mehr schiefgehen.

Alligatoah (Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)
Alligatoah (Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)

„Wir sind doch viel mehr als gute Bekannte, ja sogar beste Freunde, oder Rock im Park?“

Und als Alligatoah noch fragte „Willst Du“, übernahmen Black Sabbath die Zeppelin Stage und brachten Metalfans in Ekstase! Eine der letzten Gelegenheiten überhaupt die Band um Ozzy Osbourne live zu sehen, musste genutzt werden und das wurde sie auch! Auch wenn nach fast 50 Jahren Bandgeschichte die Beweglichkeit der Mitglieder etwas eingeschränkt war, ließ das nicht die Energie im Publikum vermissen. Für einige war das bereits der Höhepunkt des ersten Abends, für andere nur der Einstieg. Die Krönung boten Fettes Brot themselves, die die Mengen anzogen, so dass erstmal gar nichts mehr ging. Die Securities hatten die Menge im Griff und spätestens beim Hit „Jein“ der Hamburger Hip-Hop-Combo bebte das Feld.

Dass ein Festival aber nicht nur Spaß ist, sondern auch mal ernst sein kann, zeigten Frittenbude. Mit klaren Botschaften gegen Fremdenhass zogen sie am Samstag die Crowd auf ihre Seite. In die Höhe gestreckte Mittelfinger von vorne bis hinten signalisierten deutlich, dass Rassismus hier keine Akzeptanz findet.

Frittenbude (Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)
Frittenbude (Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)

Für die Ohren gibt’s bei Rock im Park immer was, aber wie ist das eigentlich mit den Augen? Eine außergewöhnliche Performance lieferten Puscifer ab, die Kostüme, einen Boxring und Superhelden im Gepäck hatten. Unterhaltung garantiert! Es folgten Panic! At The Disco, die einfach beides miteinander vereinten, mag man nach den weiblichen Fans gehen. Außer Rand und Band tanzten sie zu den rockigen Alternative-Klängen und auch wenn man das vorher nicht wusste oder gar nicht wissen wollte, der Sänger heißt Brendon und hatte kein Shirt an!

Puscifer (Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)
Puscifer (Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)

Das Highlight des zweiten Festivaltags gaben für Indie-Fans eindeutig The 1975. Die britische Ausnahmeband hatte von der ersten Sekunde an die Massen hinter sich und wurde vor allem von einer Sache begleitet – Kreischen. Für die hartgesottenen Rockfans war das wohl nicht der place to be, aber kein Problem! Auf der Zeppelin Stage waren Volbeat, die seit Jahren immer wieder zu den Zwillingsfestivals zurückkehren, bereit in die Vollen zu gehen. Mit im Gepäck hatten sie ihr brandneues Album „Seal The Deal & Let’s Boogie“. Ob alte Hits oder neue Tracks, tausende Fans trotzten dem Regen, der vorher zu einer kurzen Unterbrechung geführt hatte, und ließen sich von Volbeat mitreißen.

The 1975 (Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)
The 1975 (Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)

Der Genre-Mix, von manchen kritisiert, von anderen geliebt, zeigt sein Können. Mit einer guten Verteilung auf die Bühnen hatten die Besucher kaum mit Einlass-Stopps zu tun und konnten unter Gleichgesinnten ihre Highlights feiern. Dabei zeigte sich die Crowd sehr friedlich, auch wenn es abends durchaus kuschelig eng werden konnte. Rücksicht steht nicht bei allen Festivalbesuchern an vorderster Stelle, Rempler und Schubser traf man leider desöfteren, doch von dieser Minderheit ließ sich die Stimmung nicht unterkriegen.

(Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)
(Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)

Der Wettergott zeigte sich Nürnberg gnädig. Die angekündigten Unwetter zogen an Rock im Park vorbei, bis auf eine kleine Unterbrechung am Samstag verlief der Ablauf reibungslos. Kurze Regenschauer zogen Schlamm nach sich, aber keine ernsthaften Verletzungen, wie es leider beim Zwillingsfestival Rock am Ring der Fall war. Daran erinnerten Billy Talent, am Vorabend noch in Mendig aufgetreten – we pray for the ones injured. Und das tun wir. Düstere Stimmung zog deswegen aber nicht auf, die Kanadier hatten ein vollauf begeistertes Feld vor sich, als sie Hits wie „Devil In A Midnight Mess“, „Surrender“ und „Fallen Leaves“ zum Besten gaben. Bis in die hinteren Reihen trieben sie die Fans zu Höchstleistungen, Mosh-Pits, Sprüngen und – auch hier wieder – ausgestreckten Mittelfingern an. Das geht an Donald Trump.

(Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)
(Photo: Christine Scharl / Festivalrocker)

Den krönenden Abschluss gab’s nach drei Tagen Festival-Spektakel von den Red Hot Chili Peppers. Tosender Applaus begleitete die Kalifornier durch ihr Set, das prägende Hits wie „Californication“ auf das Zeppelinfeld brachte. Ob zur Heimreise oder der letzten Party des Abends, mit zufriedenen Gesichtern machten sich die Besucher auf den Weg. „Rock’n’Roll never gets old“ und wenn wir eins gelernt haben, dann das Rock eine Einstellung ist und sich nicht in Schubladen quetschen lassen muss. Beschreibt Rock im Park doch viel mehr ein Gefühl und die Atmosphäre tausender gut gelaunter Menschen, die nur eins wollen: Musik feiern.

Mehr Photos findet ihr in unserer Galerie zu Rock im Park 2016.