Rock ’n‘ Staub: Drei Tage Nova Rock Festival 2011!

Die eingestaubten Lungen durfte man zum Andenken mitnehmen. Die Festivalstimmung vom diesjährigen Nova Rock Festival bei endlosem Sonnenschein und dröhnend guter Rockmusik leider nicht. Das bereits im Vorfeld ausverkaufte Festival hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Mit Auftritten von System Of A Down und Iron Maiden ist die siebte Ausgabe des Nova Rock genauso sensationell zu Ende gegangen wie es mit 30 Seconds to Mars oder Linkin Park angefangen hatte und mit Auftritten von Korn bis Flogging Molly ausgefüllt wurde.

Rund 55.000 Besucher pro Tag waren bei dem Event in Nickelsdorf. Der Miniort mit 1600 Einwohnern mitten in der Pampa in den weiten Landschaften des österreichischen Burgenlands hat damit an drei Tagen so viel Leben abbekommen, dass es bis 2012 reichen wird.

Nova Rock Tag 1 (Foto: FMS)„Das ist ja ein ziemlich Heavy-Festival hier“, bemerken Eisbrecher ganz recht bei ihrem Auftritt zu noch früher Stunde am ersten Festivaltag und stimmen „Miststück“ an. „Boah, wie geil ihr seid Nova Rock – guckt doch mal auf die Uhrzeit!“ Die deutsche Band bleibt nicht der letzte (Nach)Mittagsact, der bemerkt, dass die Festivalbesucher in Nickelsdorf von Mittags bis Morgens richtig abrocken. Das ändert sich auch beim anschließenden Auftritt von Guano Apes auf der Blue Stage nicht, trotz der mittelmäßigen neuen Songs der Gruppe um Sandra Nasic. Die letzten Nummern a la „Lords Of The Boards“ erfüllen eben nach wie vor ihren Zweck. Im Anschluss heißt es schon die ersten großen Entscheidungen zu fällen: Blue Stage mit Wolfmother, 30 Seconds To Mars und Linkin Park oder Red Stage mit Hammerfall, In Extremo und The Darkness. Die Strecke zwischen den Hauptbühnen ist ja nicht gerade auf einen Sprung, so dass man doch vorab abwägen muss. Das Line-Up ist einfach zu gut. Nachdem also „der Hammer“ auf der Red ordentlich gefallen war, entscheidet sich der Großteil für die blaue Hauptbühne, wo sich 30 Seconds To Mars und Linkin Park als klare Publikumslieblinge an Tag 1 herausstellen. Mädelsschwarm Jared Leto zeigt „interessante“ Entertainment-Qualitäten: Mit der Österreichfahne hopselt er über die Bühne und preist den besten Ort an, an dem er sich auf der ganzen weiten Welt nur befinden kann, bevor er zum letzten Song eine Horde „Kings and Queens“ aus dem Publikum holt, die im Michael Jackson – Stil hinter ihm auf der Bühne stehen dürfen; naja, eine musikalische Darbietung aus den üblichen Hymnen von 30STM wie „Hurricane“ und „Search and Destroy“ hätte doch auch gereicht. Derweil schwärmt die Menge, die von In Extremo rüberkommt von feurigen Pyro-Shows beim Auftritt der Mittelalter-Rocker. Klingt irgendwie nach der besseren Wahl, aber egal, denn es geht los mit Linkin Park. Die haben einfach all ihre Nr.1 Hits in einer 1,5 stündigen Show untergebracht und dementsprechend geht’s auch ab. Ausnahmslos jeder singt sich mit Frontsänger Chester zu „What I’ve done“, „Papercut“, „Numb“, „Breaking The Habit“ oder „In The End“ die Seele aus dem Leib. Und mit „One Step Closer“ zum Showfinale geht’s für die glücklichen Gesichter Richtung Partyzelt, wo es noch bis fünf Uhr morgens ziemlich fröhlich zugeht.

Staubig am Nova Rock Tag 2 (Foto: FMS)Mit heftigem Wind – und für die meisten natürlich mit heftigem Kater – geht es in den zweiten Tag am Nova Rock. Das Klima bringt tatsächlich ein wenig Sahara-Feeling ins Burgenland und der trockene Boden färbt das Festivalgelände in eine dunkle Staubwolke. Dazu wird das Publikum bei dem einladenden Bühnenprogramm den Staub noch ordentlich mit in die Luft wirbeln. Denn die Highlights des Tages kommen mit Korn, Volbeat und allen voran Flogging Molly im Abendprogramm, sowie feinem Ska-Punk von Broilers, und harten Metal-Tönen von Black Stone Cherry oder Cavalera Conspiracy im Tagesprogramm. Korn haben fürs Nova Rock eine extrem „motherfucking“ gute Show hingelegt. Jaa, die Jungs um den Sänger im Schottenrock mit der einmaligen Stimme haben wieder alles gegeben. Die alten Songs von „Blind“ zum Einstieg bis „Y’all want a Single“ zum Schluss klingen so gut, dass man sich wieder neues Material wünscht. Beim anschließenden Auftritt der charismatischen Mannschaft von Flogging Molly gibt es eine Riesenparty an der Red Stage. Die Stimmungsmacher sorgen mit für die größten und staubigsten Moshpits des Festivals. Ein „Devil’s Dance Floor“ im wahrsten Sinne des Wortes bei alten Songs wie „Drunken Lullabies“ ebenso wie neuen Liedern aus „Speed Of Darkness“.

Nova Rock 2011 (Foto: FMS)Zum letzten Festivaltag am Pfingstmontag gibt es nochmal die ganze Palette an Deluxe-Namen aus dem Line-Up 2011. In Flames, Alter Bridge, Pendulum, Motörhead, Social D., Iron Maiden und System Of A Down und sogar Elektro-Indie von The Sounds und Comedy von Otto sind dabei – Also Programm, das für mehr als nur einen Tag reicht! Ein paar technische Probleme samt Tonausfall an der Blue Stage überschatten kurzweilig die Auftritte der schwedischen Metaller In Flames  sowie Motörhead um Kultfigur Lemmy. „Bad Luck“ tönt es aus auch aus dem Mikrophon von Social Distortion Frontmann Mike Ness. Denn trotz des guten Auftritts der Punkrocker scheinen im Publikum alle nur auf das Spektakel des Tages mit System Of A Down zu warten. Während die einen also warten, verzichten andere gerne auf einen vorderen Platz bei SOAD und nutzen die einmalige Chance Iron Maiden live zu erleben. Zurecht. Die Jüngsten sind die Herren mit britischem Humor nicht mehr, trotzdem kennen auch die Jüngsten im Publikum die Texte zu Songs wie „Fear Of The Dark“ und feiern mit der sympathischen Band um Bruce Dickinson – der wohlgemerkt wie ein 15jähriger über die acht Stunden lang aufgebaute Wahnsinnsbühne flitzt – zu ihren Klassikern wie „Number of the Beast“ oder „The Trooper“. Und dann ist es soweit  – das Volk wandert zum Grande Finale mit System Of A Down auf der Red Stage! Noch vor ihrem Auftritt sorgt ein silvesterwürdiges Abschlussfeuerwerk für Gänsehaut-Vorfreude, bevor um Punkt Mitternacht der weiße Vorhang für die armenisch-amerikanische Gruppe fällt, die wie erwartet das Highlight des Festivals darbieten. Bei aller Ernsthaftigkeit und Kritik in ihren Texten wird man auf der Bühne daran erinnert, dass die vier Herren ja ziemlich lustig drauf sind. Und auch nach fünf Jahren Pause brauchen sie nichts mehr als ihre Musik. Kein Schnick-Schnack auf der Bühne und kein Gequatsche, nur vier geniale Musiker, die mit einem Best-Of-Comeback-Programm ihrer lauten, harten, explosiven Songs von „Tentative“ bis „Sugar“ über „Chop Suey“ die letzten Reserven aus dem Festivalvolk locken. Wenn nach diesem Auftritt und nach diesen drei Festivaltagen das Denkvermögen für mehr reichen würde als glücklich grinsend den Nachhauseweg einzuschlagen, würden wir uns vielleicht ein neues SOAD-Album wünschen, vielleicht auch mehr Geldautomaten und Sanitäranlagen 2012 und Ähnliches. Aber grinsen wir auf ein schönes Festival dieses Jahr.

Nova ROck Feuerwerk (Foto: FMS)Die Veranstalter haben beim Programm 2011 bei der Bandauswahl wirklich nicht gekleckert! Wie das aber bei Festivals so ist, sorgten für die gute Festivalstimmung nicht nur die Bands, sondern mindestens genauso die gutgelaunten Besucher. Da war selbst der Wettergott – und das am Nova Rock – auch auf der richtigen Seite und hat zur perfekten Festivalatmosphäre beigetragen. 2012 kann kommen!

(Fotos: FMS)

6 Kommentare

  1. muss gleich mal sudern: das nova rock war ein paar tage vorher ausverkauft. Am Do., 2. Juni wurde die meldung raus gegeben, dass nur mehr 1500 karten verfügbar wären, aber ausverkauft war’s erst am 6. oder 7. juni.

    lg yasmin – kerstin ist nicht mein name 😉

  2. Yasmiiiiin:D Ui, so spät war das erst ausverkauft, mir kam die Zeit zwischen „Ausverkauft“ und „Festivalbeginn“ wohl ein bisschen länger vor 😀 Danke fürn Hinweis.

    Und wie schön dich hier wiederzusehen 🙂

  3. hallo 😉

    war bei nova rock mit dabei und als linkin park gespielt hat wurde auf der leinwand angezeigt dass man sich den live-mitschnitt downloaden kann. leider habe ich weder diesen gefunden bzw (evt) von anderen headlinern… könnt ihr mir sagen wo ich diese finden kann?

    mfg die klane

    rock on m/

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