Zum ersten Mal fand am Wochenende das neue Festival Tempelhof Sounds in Berlin statt. 30.000 Besucher*innen pro Tag feierten mit den Headlinern Muse, Florence + The Machine und The Strokes. Braucht Deutschland wirklich noch ein neues Open Air? Die Antwort lautet in dem Fall ganz klar: Ja! Dieses Festival ist gekommen, um zu bleiben.
Es gibt kein Riesenrad und keinen Rummel auf dem Tempelhof Sounds. Drei Tage lang steht hier der Gitarren-Sound im Fokus. Gitarren-Sound so vielfältig wie die Besucher*innen! Neben den Headlinern teilen sich Legenden wie The Libertines und Interpol die Bühnen mit neuen Helden wie Parcels und L’imperatrice. Harte Töne von Idles und zarte von Alt-J sorgen für Euphorie. Royal Blood, Wolf Alice, Anna Calvi, Courtney Barnett, Barns Courtney oder Balthazar: Die musikalische Qualität ist so hoch, dass es schwer fällt nicht zu allen 45 Acts etwas zu schreiben.
Die Besucher*innen reisen mit Bus und Bahn an. Auch deutschprechende sind dabei. Mal strahlen sie vor lauter Festivalfreude nach der Corona-Zwangspause, mal vor lauter Glitzer auf ihren Gesichtern. Optisch treffen Coachella-Vibes auf Berlin. Weiblich, männlich, divers, inter; jung oder schon etwas älter; jede*r fühlt sich wohl auf dem Gelände. Willkommen auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof.
Besucher*innen lösen Erdbeben aus
Zelten ist nicht auf dem zentral gelegenen City-Festival. Drei Bühnen ragen vor der historischen Flughafenhalle empor. Sie sind quasi nebeneinander aufgebaut, nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Weil die Kulisse so einmalig ist, mischen sich auch die Stars gerne unter das Publikum. Die Sonnenuntergänge krönen die Atmosphäre. Alles ist in Gehweite, das Bier, das Essen und ebenso die Toiletten – richtige Toiletten, mit Spülung, Papier und Seifenspendern. Dixi-Klos gibt es nicht. Dem Festivalgenuss steht organisatorisch nichts im Wege. Die Besucher*innen feiern so gut, dass sie sogar die Erde zum Erbeben bringen. Als Florence + The Machine die Fans auffordert, ihre Handys wegzupacken und mit ihr zu springen, schlagen die seismologischen Stationen im Umfeld aus. Die Werte kommen einem kleinen Erdbeben gleich.
Weibliche Acts: Diversität statt Diskriminierung auf der Bühne
„I am no mother, I am no bride, I am king!“ singt die umjubelte Sängerin. Ein wenig stehen ihre kraftvollen Zeilen auch für die starken Frauen auf dem Festival. In Tempelhof sind so viele Musikerinnen auf den Bühnen vertreten wie auf kaum einem Rockfestival im deutschsprachigen Raum. Das Verhältnis von Männern und Frauen ist fast ausgeglichen und das tut nicht nur dem Line-up, sondern auch der Atmosphäre gut. Diversität statt Diskriminierung, das neue Open-Air hat in der Branche ein richtungsweisendes Statement gesetzt: Musikerinnen müssen einfach nur gebucht werden. Doch das ist nur einer der Gründe, warum das Tempelhof Sounds ein Festival ist, das in der Landschaft gefehlt hat.
Gekommen, um zu bleiben
Was kann also dieses Festival, was andere nicht können? Das Tempelhof Sounds ist Gitarren-Sound und musikalische Qualität. Es verbindet Vielfalt und den „Good vibes only“-Zeitgeist. Es ist Hauptstadt und Party, entspannt und intensiv. Ein neuer Happy Place für Berlin, gekommen um zu bleiben!
Die Rückkehr des Tempelhof Sounds in 2023 ist bereits bestätigt. Termin und erste Acts folgen in Kürze. Bis dahin findet Ihr hier ein paar Eindrücke aus diesem Jahr in unserer Galerie.